Seit nunmehr 10 Jahren setzen sich die BUNDSpechte Jüchen für die gequälten Hühner in der Käfighaltung ein.
Dabei berufen sie sich eigentlich nur auf die Umsetzung des Tierschutzgesetzes, in dem steht:„Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“„Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend, angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen.“„darf die Möglichkeiten des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbares Leiden oder Schäden zugefügt werden....“
Trotzdem werden seit Jahrzehnten Milliarden Hühner in Käfigen gehalten, in denen sie ohne Tageslicht ihr Leben lang auf Drahtrosten in qualvoller Enge stehen müssen, - ohne Platz, um wenigstens einmal aufzuflattern oder die Flügel strecken zu können. Um das gegenseitige Federpicken bei dieser Haltung zu verhindern, werden den Hühnern die Schnabelspitze, ihr empfindliches Tastorgan, weggebrannt.
Dass Hühner anders gehalten werden können, ist bewiesen. Der Grund für die Qualhaltung liegt letzendlich nur im finanziellen Gewinn. Würden Hühner artgerechter gehalten, müsste der Eierpreis angehoben werden, der Profit wäre geringer.
In den letzten 10 Jahren haben die BUNDSpechte bei ihren Aktionen einige Höhen und Tiefen erlebt. In den ersten Jahren ging es zunächst darum, Bewusstsein zu schaffen und zu informieren. Dazu erstellten sie sogar eine Ausstellung im Rathaus Jüchen zur Biologie der Hühner, zur artgerechten Haltung, zur Geschichte der Hühnerhaltung mit einem Vergleich der verschiedenen Haltungsarten sowie der Eierkennzeichnung.
Bis 2003 stand den Legehennen nur die Fläche von ¾ eines DIN A4 Blattes als Lebensraum zur Verfügung. 2003 wurde den Hühnern dann 100 cm2 mehr zugestanden, ein schmaler Streifen, mit dem der Lebensraum immer noch kleiner als ein DIN A4 Blatt blieb.
Seit 2004 gibt es die Pflicht zur Kennzeichnung der Haltungsart auf den Eiern. 2004 setzten sich die BUNDSpechte mit ihren Aktionen vor allem dafür ein, dass die Verbraucher ihre Entscheidungsmöglichkeit nutzen und die Verantwortung wahrnehmen, Käfigeier zu boykottieren.
Dann kam Hoffnung auf, weil die Käfighaltung bis spätestens 2012 europaweit verboten werden sollte, und Deutschland sogar den Ausstieg bis Anfang 2007 beschlossen hatte. Doch schon bald wurde diese Frist auf Anfang 2009 verlängert, und eine Übergangsfrist bis 2010 eingeräumt. Doch glücklicherweise entschieden sich immer mehr Menschen in Deutschland, wie auch in Jüchen, zum Kauf von käfigfreien Eiern. Als Konsequenz folgten die meisten Discounter schließlich dem bekundeten Willen der Verbraucher, und nahmen die Käfigeier als lose Ware sogar frühzeitig aus dem Sortiment.
Eigentlich lag das Ziel der käfigfreien Haltung schon in greifbarer Nähe, als es durch einen unfassbaren Winkelzug die Käfighaltung durch die Hintertür wieder erlaubt wurde: die Käfige sehen jetzt nur etwas anders aus: sie haben eine größere Gitterrost-Grundfläche, allerdings werden auch mehr Hennen darauf gehalten, so dass der Lebensraum pro Tier mit knapp 1,5 DIN A4 Seiten kaum größer geworden ist. Kleine Verbesserungen, wie eine unnatürlich niedrige Sitzstange oder ein „Rückzugsbereich“ hinter Plastiklappen als Nest, legitimierten die Käfighaltung unter neuem Namen: sie heißen „Kleinvoliere“ oder „ausgestalteter Käfig“. Für diese Käfige gilt in Deutschland eine Übergangsfrist bis 2025.
Seitdem die Käfigeier nicht mehr als lose Ware verkauft werden, ist die Produktion von Käfigeiern trotzdem kaum zurückgegangen. Diese Käfigeier verstecken sich jetzt in weiterverarbeiteten Lebensmitteln. In weiterverarbeiteten Lebensmitteln gilt die Kennzeichnungspflicht der Eiern nicht mehr und der Kunde hat keine Entscheidungsmöglichkeit. Nur bei Bioprodukten können die Verbraucher sicher sein, dass auch nur Bioeier verwendet wurden.
Deswegen konzentrierten sich die Aktionen der BUNDSpechte seitdem auf die Information über diese versteckten Eier. 2011 sammelten sie Unterschriften an Frau Aigner, die sich auch für eine Kennzeichnung einsetzen wollte. Leider ist auch dieses Vorhaben von Frau Aigner nicht umgesetzt worden.
Auch zum 10. Jahresjubiläum ihres Einsatzes haben die BUNDSpechte noch nicht aufgegeben. Sie sind über jeden überzeugten Verbraucher froh, der Käfigeier meiden will. Um den Verbrauchern die Entscheidungen leichter zu machen, nehmen die BUNDSpechte ihnen die Arbeit ab, mühsehlig Informationen zu sammeln.
So konnten die Kunden bei Rewe in Jüchen am Freitag bei der BUND-Osteraktion in Listen nachschlagen, unter welcher Haltungs-Kategorie ihre Hausmarke aufgeführt war.
Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen hatten Befragungen bei zahlreichen Firmen durchgeführt, um zu erfahren, aus welchen Haltungsarten die Eier in den verschiedenen Lebensmitteln stammen. Aus den Antworten haben sie Listen zusammengestellt, nach Produkten und Firmen sortiert, oder nach den Haltungsarten.. Auch wenn nicht alle Marken aufgelistet werden konnten, so war die Auswahl doch so groß, dass verantwortungsbewusste Verbraucher die Möglichkeit hatten, eine Marke zu finden, die zumindest Eier aus Bodenhaltung verwendet.
Die BUNDSpechte hoffen, dass irgendwann ihre Osteraktion nicht mehr nötig ist, weil alle Hühner artgerecht gehalten werden. Doch bis dahin ist es offensichtlich noch ein langer Weg. Je mehr Verbraucher ihren Willen für eine qualfreie Tierhaltung auch mit der Kaufentscheidung bekunden, desto schneller werden sich die Anbieter, wie beim Käfigeierverkauf, danach richten.
Liste des Tierschutzbundes: Eier in verarbeiteten Lebensmitteln, nach Haltungsart
Liste von "käfigfrei": Eier in verarbeiteten Leensmitteln, nach Produkten