Störche


13. September 2014

Storch auf Urlaub in Waat mit Namen "Hiddensee L975"

„Auf unsrer Wiese gehet was, watet durch die Sümpfe...“ Bei diesem alten Volkslied können die Waater voller Stolz mitsingen. Denn seit etlichen Tagen hält sich in Waat ein Storch auf. Zahlreiche Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer bleiben stehen, um sich die seltene Attraktion in Waat anzuschauen. In nahezu alle Gesichter zaubert dieses überraschende Naturerlebnis ein glückliches Lächeln. Hoch oben auf den Straßenlaternen ruht der Storch, und lässt sich auch nicht durch Rettungswagen mit Martinhorn irritieren. Tagsüber ist er auf den Wiesen und Äckern bei der Jagd zu sehen. Entgegen der verbreiteten Meinung fressen Störche nicht nur Frösche, sondern ebenso Mäuse, Würmer und Insekten. Da der Waater Storch keine Angst vor den großen Erntemaschinen zu haben scheint, findet er im aufgewühlten Boden reichlich Nahrung, - eine Erfahrung, die auch viele andere Vögel gemacht haben, die im Schlepptau der Maschinen fliegen, wie Greifvögel, Krähen und Möwen.

 

Dass Störche im Herbst auch schon mal über Jüchen fliegen und gelegentlich eine kurze Pause einlegen, ist schon vorgekommen. Doch dieser Storch zeigt wenig Ambitionen den Zug nach Afrika fort zu setzen. Ausgelöst durch die milden Winter gibt es immer mehr Störche, die  nicht mehr nach Afrika fliegen, sondern  in Europa verbleiben, z.B. in Spanien. Auch Tiere aus den Aufzuchtstationen zeigen meist weniger Zugtendenzen.

 

Der BUND Jüchen ist als Umwelt- und Naturschutzverband natürlich an den Umständen interessiert, unter denen es einen Storch in unsere Gegend verschlägt und hier hält. Leider sind die Störche schon länger aus unserer Landschaft verschwunden. Ursachen sind die Trockenlegungen von Feuchtgebieten, der Umbruch von Wiesen und Weiden und der großflächige Einsatz von Pestiziden. Störche waren für die  Menschen früher Glücksbringer, nicht zuletzt, weil sie die Schädlinge auf den Wiesen und Feldern in Schach hielten. Um sie anzulocken wurden Wagenräder als Nisthilfen auf den Häusern angebracht.

Nachdem sich der Waater Storch offensichtlich für einen längeren Aufenthalt entschieden hat und der BUND Jüchen beobachtete, dass der Storch beringt ist, war detektivischer Einsatz gefragt. Nach einigen Terminen mit Fotoapparat und Fernglas konnte der Ring schließlich abgelesen werden und nach weiteren Recherchen jetzt zugeordnet werden. Das Rätsel ist gelöst! Und hier kommt noch einmal das Volkslied ins Spiel,

 .... „Ihr denkt: das ist der Klapperstorch, watet durch die Sümpfe.

..... Nein, es ist die Störchin.“

 

Die Störchin kommt aus Rostock. Trotz ihres jugendlichen Aussehens ist sie schon 12 Jahre alt. Sie ist in der Station von Hand aufgezogen worden, was die geringe Scheu vor Menschen und Geräten erklärt. Im Lebenslauf der Störchin „L975“ zeigt sich eine tiefe Verbundenheit mit unserer Gegend. Auf ihren Zügen gen Süden ist sie des Öfteren in der Mönchengladbacher Umgebung hängen geblieben. In einem Winter ist sie von Anwohnern durchgefüttert worden, mal wurde sie in eine Pflegstation gebracht. Diesmal hat sie Waat auserwählt. Ob sie es jemals bis in den Süden geschafft hat, ist unklar.

 

Nun bleibt abzuwarten, wie sich Störchin L975 dieses Jahr entscheidet. Der BUND hofft, dass die Zahmheit der Störchin nicht für sie gefährlich wird und sie unfallfrei noch ein paar schöne Spätsommer- und Herbstwochen in Waat verbringt.

Vielleicht schafft sie es ja dieses Jahr bis ins Winterquartier nach Afrika oder zumindest bis Spanien.  Die Waater werden so oder so bestimmt auf ihren Glückstorch aufpassen!

Und vielleicht wird es irgendwann auch mal wieder so viele storchenfreundliche Wiesen und Weiden geben, dass Störche auf einem Dach in Jüchen ihre Nachkommen großziehen können.

 

Storchlied

und hier das vollständige Lied:

 

Auf unsrer Wiese gehet was, watet durch die Sümpfe.

Es hat ein schwarzweiß Röcklein an,  trägt auch rote Strümpfe.

Fängt die Frösche, schnapp, schnapp, schnapp. Klappert lustig, klapperdiklapp.

Wer kann das erraten?

 

Ihr denkt: das ist der Klapperstorch, watet durch die Sümpfe.

Er hat ein schwarzweiß Röcklein an, trägt auch rote Strümpfe.

Fängt die Frösche, schnapp, schnapp, schnapp. Klappert lustig, klapperdiklapp.

Nein, es ist die Störchin.“

 

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben,  Rudolph Löwenstein.



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