Endlich mal ein paar Farbtupfer auf den grauen Plätzen!

Parkplätze sind eigentlich schrecklich öde Flächen. Manchmal jedoch kann man ein paar hoffnungsvolle Farbtupfer darin entdecken, wie auf dem Parkplatz vor der Realschule. Jonas findet, dass sich eigentlich jeder darüber freuen sollte, denn diese Pflanzen haben es geschafft, trotz der lebensfeindlichen Bedingungen hier zu wachsen, oft sogar zu blühen, und die tristen, grauen Flächen aufzulockern.
Die Pflasterritzenpflanzen sind Extremkünstler und müssen viele Probleme bewältigen.

1. Da zwischen den Pflastersteinen kaum Platz für Wurzeln ist, finden auch nur niedrige Pflanzen genug Halt. Hohe Pflanzen würden umknicken, es sei denn sie haben mit den Wurzeln einen Spalt zwischen den Pflastersteinen gefunden.

2. In den Pflasterfugen befindet sind zunächst höchstens Sand oder Splitt, ein extrem nährstoffarmes Substrat. Wegen des Nährstoffmangels sind die Pflanzen kleiner als bei einer Entwicklung auf normaler Erde. Im Laufe der Zeit findet aber eine Nährstoffanreicherung durch das Regenwasser statt. Allerdings schwemmt das Regenwasser gerade auf Parkplätzen auch viele Schadstoffe in die Ritzen, wie Schwermetalle, Russpartikel, Reifenabrieb, Streusalz, Öl- und Benzinrückstände. Die Pflanzen filtern einen großen Anteil der Schadstoffe aus und schützen damit das Grundwasser. Sie selbst kränkeln deswegen aber auch.
3. Die Pflanzen erhalten Wasser nur über Niederschlag. Für eine gute Wasserspeicherung ist die Fuge zu klein, Wüstenklima stellt sich auch nach Regen wieder schnell ein. Da nahezu das gesamte Regenwasser von den Steinen in die Fugen gedrückt wird, müssen die Pflanzen also kurzfristig auch extrem nasse Bedingungen ertragen.
4. Bei Hitze speichern Steine die Wärme sehr lang, was für die Pflasterritzen-Pflanzen zusätzliche Hitze und Trockenheit bedeutet.
5. Auf Parkplätzen und Wegen ist das Befahren und Betreten eine zusätzliche, große Belastung. Gelegentliches Betreten durch Menschen und Tiere überstehen sie wegen ihrer Anpassungen gut, wie niedrigen Wuchs, der kaum Angriffspunkte für ein Abknicken bietet. Ihr Aufbau ist so robust, dass sie Verletzungen schnell überwinden können. Doch der Widerstandskraft sind Grenzen gesetzt. Deswegen findet man sie auch fast nur im Randbereich von Parkplätzen.

Während einige Pflanzenarten es gerade noch schaffen, auch an diesen Extremstandorten zu wachsen, gibt es Spezialisten, die Vorteil aus dem Extrem ziehen, denn an anderen Standorten würden sie von schnellwüchsigeren Pflanzen überwuchert.

Während viele Menschen diese Pflanzen gar nicht bemerken, sind sie für Andere nur ein Ärgernis. Anstatt diese Lebenskünstler zu bewundern, werden die Pflanzen in den Pflasterritzen gerade im Wohnbereich mit viel Aufwand bekämpft. Im günstigsten Fall werden die Pflasterritzen ausgekratzt, oft aber abgefackelt oder gesetzeswidrig mit Gift gespritzt. Gerade auf Gehwegen, Auffahrten und Parkplätzen ist aber die Anwendung von Gift verboten, weil das Gift in die Kanalisation geschwemmt wird.

Ist denn eine Pflasterfläche wirklich schöner, wenn sie eintönig grau, staubig und aufgeheizt ist? Gewinnt sie nicht eher durch die kleinen Farbtupfer, die zusätzlich auch noch den Staub binden und das Wasser filtern? Jonas zumindest ist froh, dass es bei allem Kratzen und Jäten in Jüchen noch ein paar Pflaster-Flächen gibt, wo es Wegerich, Horn-, Bruch- und Mastkraut und Vogelknöterich gibt und in einigen Randbereichen auch Löwenzahn oder Ampferknöterich wie auf dem Foto. Doch er wünscht sich, dass alle diese Lebenskünstler beim großen „Saubermachen“ auf Gehwegen, Parkplätzen und Garagenauffahrten zunächst mal genauer betrachtet werden. Und wenn dann diese langsam wachsenden Pflanzen ganz bewusst als kleiner Farbtupfer zur Verschönerung der kahlen Fläche stehen gelassen werden, wäre Jüchen wieder um einen Aspekt „Geliebte Wildnis“ reicher. Auf den großen Pflaster-Flächen können die Pflasterritzenpflanzen außerdem dazu beitragen, den Staub zu binden, das Wasser zu filtern und die Hitzeabstrahlung der Steine zu verringern.



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