Meine Lieblingsblume, den Klatschmohn, gibt es leider viel zu selten in Jüchen

Dominik vor einem Ackerrand mit Klatschmohn

Da leben wir in einer „ländlichen Gemeinde“, deren Landschaft fast nur aus Feldern besteht, aber bunte Ackerränder gibt es kaum. Deswegen meint Dominik, „Jüchen wäre mit seinen vielen Feldern doch wesentlich schöner, wenn es überall am Ackerrand noch Klatschmohn und Kornblume gäbe“. Weil fast alle Felder in Jüchen von Wegen umgeben sind, hätten die Jüchener dann außer schönen Ackerrändern gleichzeitig auch noch bunte Wegränder.

Seitdem der Mensch vor etwa 7000 Jahren in Mitteleuropa begonnen hat, Ackerbau zu betreiben, gibt es typische Acker-Begleitpflanzen, die hier günstige Bedingungen für ihre Entwicklung vorgefunden haben. Meist sind es einjährige Pflanzen, die sich schlecht gegen wuchsfreudigere Pflanzen durchsetzen können. Gerade die Bewirtschaftung der Felder bietet deswegen diesen Pflanzen optimale Vorbedingungen, denn jedes Jahr wird der Boden wieder zur „Erstbesiedlung“ vorbereitet.
Die etwa 300 Ackerwildkräuter in Mitteleuropa werden in zwei Hauptgruppen eingeteilt, die Getreide-Wildkräuter und die Hackfrucht-Wildkräuter. Vom Zeitpunkt der letzten Bodenbearbeitung hängt ab, welche der zwei Gruppen sich auf dem Acker einstellt. Entscheidender Faktor ist dabei die Bodentemperatur. Die Getreide-Wildkräuter benötigen tiefe Keimtemperaturen, wie sie zum Aussaattermin von Wintergetreide vorliegen. Die Hackfrucht-Wildkräuter brauchen zum Keimen höhere Temperaturen, wie sie zur Aussaat- und Wuchszeit der Hackfrüchte und auch des Sommergetreides von März bis Juli herrschen. Bei der Zusammensetzung der Ackerwildkräuter spielt außerdem noch die Bodenbeschaffenheit (Säuregrad, Kalk-, Stickstoffgehalt, Sandanteil, Feuchtigkeit) eine wichtige Rolle.
Über viele tausend Jahre haben sich die Ackerkräuter mit ihrer Entwicklung an den Zeitpunkt der Aussaat, der Bearbeitung und Ernte der Kulturpflanzen angepasst. Liegt nämlich der Erntezeitpunkt vor der Ausbildung der Samen, können die Wildpflanzen zwar wachsen und blühen, aber sich nicht mehr vermehren. Damit würden sie nach einer Vegetationsfolge verschwinden.
Zusätzlich haben die Wildkräuter meist Samen in Form, Größe und Gewicht entwickelt, die sich beim Reinigen ähnlich wie das Kultur-Saatgut verhalten, deswegen im Saatgut blieben und im folgenden Jahr wieder mit ausgesät wurden.

Seit Einführung der modernen Landwirtschaft um 1950 haben sich die Bedingungen für die Ackerwildkräuter so sehr verändert, dass sie nahezu aus den Feldern verschwunden sind: Enge Fruchtfolge, Dünger, Herbizide und spezielle Reinigungstechniken haben sie in kurzer Zeit vollständig vom Acker verdrängt.

Doch mit den Ackerwildkräutern verschwinden wertvolle Kräuter, die lebensnotwendige Futterpflanzen für über 1000 Tierarten sind. Diese Schmetterlinge, Käfer, Heuschrecken, Vögel und Säugetiere verschwinden mit den Ackerwildkräutern aus unserer Landschaft. Zu ihnen gehören auch Arten, die für die Schädlingsbekämpfung und Bestäubung der Kulturpflanzen wichtig sind. Auch für uns Menschen haben diese Wildkräuter einen hohen Wert, als Heilkräuter (Huflattich, echte Kamille, Malve, Ackerschachtelhalm), als Vorläufer neuer Kulturpflanzen (wie z.B. beim Feldsalat, den Getreidearten) oder neuer Arzneipflanzen. Nicht außer Acht gelassen werden sollte, dass sie unser Lebensumfeld ästhetisch bereichern, denn ohne sie sehen die großen landwirtschaftlichen Flächen monoton und steril aus.

Die Landwirtschaft wird nicht mehr zur alten Bewirtschaftungsart zurückkehren. Trotzdem besteht die Möglichkeit, einen guten Kompromiss zwischen Landwirtschaft und Naturschutz zu finden. Auch wenn die reinen Ackerflächen „krautfrei“ bleiben sollen, könnten die Ackerränder zu einem artenreichen, ökologisch wertvollen, und bunten Rahmen werden, wenn hier die typischen Ackerkräuter geduldet würden. Diese „Ackerrandstreifen“ würden zwar bewirtschaftet wie der Acker, aber Dünger, Herbizide etc. kämen nicht zum Einsatz, so dass Kornblume und Mohn eine Chance hätten, zu wachsen.
Verläuft neben dem Feld dann noch ein Weg, wäre durch den zusätzlichen „Wegrain mit Wiesenstruktur“ eine besonders wertvolle Kombination entstanden.

An einigen Feldrändern in Jüchen kann man mittlerweile wieder Mohn entdecken. Aber Kornblumen und andere Ackerwildkräuter sind in Jüchen fast nirgends zu finden. Deswegen hätte in Jüchen auch ein schmaler Ackerrandstreifen schon einen hohen ökologischen Wert.
Gerade weil wir in Jüchen kaum Naturräume, keinen Wald und überwiegend Landwirtschaft haben, wären naturnahe Ackerrandstreifen eine große Chance, die Natur und den Erholungswert in der Gemeinde Jüchen wirksam aufzuwerten.

 



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