Kletterpflanzen haben sich mit ihrer speziellen Wuchsform Vorteile geschaffen. Ihr Stamm ist zwar so schwach, dass er sich nicht mehr selber tragen kann, aber die Kletterpflanzen können sich an anderen Pflanzen oder Felsen festhalten. Dadurch sparen sie die Energie für den Gerüstaufbau und wachsen schneller in die Höhe, zum Licht. Wilder Wein schafft pro Jahr locker 2,50 Meter, hat Lena herausgefunden. Noch stärker wächst der Knöterich, der selbst an Autobahnen und Unterführungen schnell eine Wand begrünen kann und dazu noch eine große Blütenpracht entwickelt.
Einheimische Kletterpflanzen wachsen meist im Wald und klettern an Bäumen hoch. Zu ihnen gehören Efeu, Waldrebe, Geißblatt, Hopfen, Zaunrübe und Brombeere. Im Siedlungsbereich sieht man Kletterpflanzen an Häusern, Garagen, Mauern und Zäunen.
Kletterpflanzen unterscheidet man an ihrer Klettertechnik.
- Selbstklimmer, wie das Efeu, der wilde Wein und die Kletterhortensie, brauchen keine Kletterhilfe. Sie bilden Haftwurzeln oder Haftscheiben.
- Schlingpflanzen, wie der Blauregen, Knöterich und Geißblatt, winden sich um ihre Stütze.
- Rankpflanzen, wie Clematis, Weinreben und Wicken, haben Ranken („Greiforgane“) an Blättern oder Sprossen, mit denen sie sich festhalten.
- Spreizklimmer, wie Rosen, Feuerdorn und Winterjasmin, haken sich zwischen Stützstrukturen ein.
Als Ausgleich für die vielen versiegelten Flächen, für die Gebäude sowie die gepflasterten und asphaltierten Straßen und Wege bringen Kletterpflanzen dort Natur hin, wo sonst wenig Grün zur Verfügung steht. Die Pflanzen, die sonst den Boden begrünt hätten, werden durch Kletterpflanzen an den senkrechten Flächen ersetzt und bringen den Menschen Vorteile. Die Pflanzen verdunsten Wasser, so dass sich anstelle von staubtrockener Luft eine angenehme Luftfeuchtigkeit einstellt. Die Luftqualität wird zusätzlich verbessert, weil die Pflanzen Staub aus der Luft filtern und Sauerstoff produzieren. So werten begrünte Fassaden das Wohnumfeld auf, die Lebensqualität auch im städtischen Bereich steigt.
Kletterpflanzen sind nicht nur schön anzusehen, sie bringen als Fassadenbegrünung auch dem Haus Vorteile, wenn sie richtig angebracht werden. Extreme Kälte und Wärme im Haus wird durch die Pufferwirkung ausgeglichen, das Klima wird verbessert. Die Fassade wird durch die Blätter vor Verwitterung, bei Unwetter und Schlagregen geschützt. Risse im Putz durch extreme Aufheizung werden verhindert. Die Wurzeln entziehen dem Boden Wasser und trocknen so das Fundament. Durch den Gebäudeschutz und geringere Heizkosten kann Geld gespart werden.
Doch eine Fassadenbegrünung muss gut vorbereitet werden. Bei ungeeignetem Putz und Rissen im Mauerwerk kann es sonst auch zu Schäden an der Fassade kommen, da die Haftscheiben, Haftwurzeln und starke Triebe dann in diese Spalten eindringen und den Putz ablösen können.
Starke Schlinger, wie den Blauregen, sollte man nicht an Regenfallrohren hochführen, weil sie mit ihren dicken Stämmen diese auf Dauer quetschen können.
Eine gute Lösung für problematischere Fassaden sind Klettergerüste, mit denen man die Pflanzen gezielt führen kann. Hier muss man die Bedürfnisse der verschiedenen Kletterpflanzen beachten. Schlinger brauchen nur senkrechte Kletterhilfen. Spreizklimmer aber auch waagerechte Stützen.
Die Auswahl an Kletterpflanzen ist groß. Einige sind nur Zierde, andere tragen auch essbare Früchte, wie Brombeere, Kiwi, Weinrebe oder Feuerbohne. Sogar Spalierobst kann an sonnigen Hauswänden gezogen werden. Es gibt schattenverträgliche Pflanzen (Efeu und Geißblatt) und sonnenhungrige, blütenreiche Kletterer (Clematis, Rosen). Die meisten Pflanzen sind im Winter kahl. Es gibt aber auch immergrüne (Efeu und Geißblatt) und sogar Winterblüher (Winterjasmin). „Mir gefällt besonders gut der Farbwechsel des Wilden Weins und sein schönes Herbstrot“ verrät Lena. Wer noch mehr Abwechselung liebt, kann mit einjährigen Kletterpflanzen jedes Jahr neue Akzente setzen (Prunkwinde, Feuerbohne, Schwarzäugige Susanne, Kapuzinerkresse).
Fassadenbegrünung ist nicht nur schön anzusehen und schafft ein gutes Kleinklima, sondern auch viele Tiere haben einen Gewinn von diesen grünen Oasen. Vögel, Bienen, Schwebfliegen und andere Insekten finden hier Nahrung, Brutplätze und Unterschlupf. Deswegen wünscht sich Lena in Jüchen viele Menschen, die an Hauswänden, Zäunen und Garagen Kletterpflanzen setzen, um etwas mehr Farbe und Grün in die grauen Straßen zu bringen. Häuser mit wilden Wein, die jetzt in der Herbstfärbung rot strahlen, sind doch sogar für die ganzen Straße ein Schmuck, findet Lena.