Eins der Ziele des BUND Jüchen ist es, blühende Wiesen und Wegränder auch in Jüchen wieder entstehen zu lassen. Immer mehr Wiesenblumen sind in den letzten Jahrzehnten aus dem Landschaftsbild der Gemeinde verschwunden. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Menschen gar nicht mehr wissen, wie eine Kornblume oder eine Wiesenflockenblume aussieht.
Um in Jüchen die Artenvielfalt von Wiesen und Wegrändern zu erhöhen, hatte der BUND Jüchen und die BUNDSpechte in den letzten Jahren Wildblumensamen gekauft und auf ausgewählten Flächen in der Gemeinde ausgesät. Dabei hatten sie Wert daraufgelegt, dass auch das Saatgut aus der Region kommt, denn nur so können die Anpassungen an die lokalen Klima- und Bodenbedingungen erhalten bleiben. Doch Saatgut aus regionalen Nachzuchten ist noch selten und teuer, von einigen Wildblumenarten gibt es oft gar kein Saatgut zu kaufen.
Seit einigen Jahren wird eine erfolgreiche und preiswertere Alternative erprobt: die Mahdgutübertragung.
Bei dieser Methode werden artenreiche Wiesen gemäht, und der frische Schnitt auf anderen Flächen ausgebracht. Um den Transport zu vereinfachen, können die gemähten Wiesenpflanzen noch frisch zu Rundballen gepresst und verladen werden. Dadurch bleiben die Samenstände an den Stängeln der Wildblumen, und lösen sich nicht so stark ab, wie es beim Heutrocknen der Fall wäre. Allerdings darf der Wiesenballen in diesem gepressten Zustand nur kurze Zeit bleiben. Am Zielort angekommen, müssen die Ballen sofort ausgerollt werden, denn das feuchte und gepresste Schnittgut würde sonst zu große Hitze entwickeln und gären. Die Wildblumensamen würden dadurch geschädigt.
Die guten Erfahrungen dieser Methode waren für den BUND Jüchen der Anlass, dieses Verfahren auch in Jüchen auszuprobieren und dadurch die verschwundenen Wiesenarten wieder anzusiedeln. Da mit dem gemähten Ballen nahezu das komplette Artenspektrum der Spenderwiese übertragen wird, war es besonders günstig, dass in der Nähe die Biologische Station im Rhein-Kreis Neuss e.V. von mehreren artenreichen Wiesen im Zonser Grind lokales Mahdgut gewinnt und dieses auch schon erfolgreich auf neue Flächen übertragen hat. Die Planung für ein gemeinsames Projekt in Jüchen erfolgte bereits im letzten Jahr. Als Empfängerfläche wurde aus verschiedenen geeigneten Flächen in Absprache mit Herrn Weyerstrass von der Gemeinde Jüchen der Streifen neben dem Graben an der Robert-Bosch-Straße ausgewählt.
Auch wenn das Projekt langfristig geplant war, erforderte die eigentliche Aktion einen sehr kurzfristigen Einsatz, denn schon der Termin für das Wiesenmähen wird meist kurzfristig entschieden, abhängig von der Wetterlage. Steht dann der Schnitttermin einmal fest, muss spätestens am nächsten Tag der gepresste Ballen wieder ausgebreitet werden.
So kam es, dass einige eilige Telefonate ausgelöst wurden, als Thomas Braun von der Biologische Station beim BUND Jüchen, anrief und mitteilte, dass er am kommenden Tag die Ballen nach Jüchen bringen könnte, Die wertvolle Fracht sollte schließlich in Jüchen gut vorbereitet in Empfang genommen werden. Am Dienstag Nachmittag wurde mit vereinten Kräften das von der Biostation gespendete Mahdgut auf der neuen Flächen neben dem Graben ausgerollt und mit Heugabeln ausgebreitet. Die Zeitplanung war optimal, denn während die Arbeiten noch bei heißem und sonnigem Wetter stattfanden, begann es in schon in der gleichen Nacht wieder zu regnen.
Den Erfolg dieser Mahdgutübertragung werden der BUND Jüchen und die Biostation weiter verfolgen. Entwickelt sich die neue Wiese gut, können in den nächsten Jahren mit ihrem Mahdgut sogar weitere Flächen der Gemeinde mit Wildblumen angereichert werden.
Biostation Neuss
LANUV: Methodenbeschreibung