Im Sommer 2011 hatte sich eine Wespenkönigin für ihr neues Nest den Dachstuhl in einem Spenrather Haus ausgesucht.
Die Spenrather Hausbesitzer hatten sich an den BUND Jüchen gewandt, um sich beraten zu lassen und abschätzen zu können, ob von den Wespen eine Gefahr ausgeht. Beim Ortstermin stellte sich heraus, dass das Wespennest bereits eine beachtliche Größe hatte. Da aber weder die Einflugschneise in Tür- oder Fensternähe noch der Dachstuhl bewohnt war, ging vom Wespennest keine akute Gefahr aus. So konnten die Wespen bei den Spenrather Naturfreunden ihr Quartier im Dachstuhl behalten. Als Gegenleistung hat dieses große Wespenvolk im Laufe des Sommers und Herbstes in der Umgebung ihre wichtige Funktion im Ökosystem erfüllt. Bis zu 3.000 Fliegen, Mücken, Raupen und andere Kleintiere, die am Kuchentisch, bei der Grillparty, in Feld und Flur auch lästig werden können, vertilgt ein kleiner Wespenstaat am Tag. Darüber hinaus bestäuben Wespen Pflanzen, beseitigen frische Tierkadaver und dienen anderen Tieren als Nahrungsgrundlage.
Wenn die Königin im Herbst die Eierproduktion verringert, beginnt der Untergang eines Wespenstaates. Die Arbeiterinnen verlassen das Nest und sterben ebenso wie die alte Königin. Nur die junge Königin überlebt und überwintert alleine in frostgeschützten Verstecken, um dann im Frühjahr irgendwo anders ein neues Quartier für den zukünftigen Staat zu suchen.
Jetzt im Februar wurde noch einmal ein Ortstermin in Spenrath vereinbart, um das verlassene Nest abzubauen. Das wunderschöne Kunstwerk aus Papier konnte so gut abgelöst werden, dass es komplett erhalten geblieben ist. Wespen stellen Papier her, indem sie Holz zerkauen und mit Speichel hauchdünne Papierschichten herstellen. Diese Fähigkeit beherrschen Wespen seit Millionen Jahren und sind deswegen die eigentlich ersten Papier-Erfinder.
Der BUND Jüchen hofft nun, dass im kommenden Frühjahr in Jüchen viele Hausbewohner genauso gelassen reagieren, wie die Hausbesitzer in Spenrath, und den Wespen für eine Saison die Möglichkeit geben, ihr Papiernest aufzubauen.